Das Steckenpony namens Grammatik
Wenn ich was kann, dann alles, was sich um die deutsche Sprache
dreht. Deklinieren, konjugieren, substantivieren. Aktiv, Zustandspassiv,
Vorgangspassiv, Plusquamperfekt, Futur II. Alles kleine Winzigkeiten,
mit denen ich mich pudelwohl fühle und die ich mit beiden Armen
empfange und umarme.
Da, da gab es diese eine, bemitleidenswerte Professorin, die sich
dachte, einen süßen Ersti in ihren Kurs zu lassen, sei gut für ihr
Gewissen und ihre Vita. Die aus dem vorherigen Kapitel. Die dachte
sich bestimmt: Oh, schön, endlich jemand, der etwas lernen will und
motiviert ins Studienleben startet.
Also, ich war motiviert. Ich war sehr motiviert, vor allem, weil ich mich
gefragt habe, was der Mist soll. Ganz viel Deutschunterricht
aufgesplittet in seine mehr oder weniger relevanten Bestandteile.
Deutschunterricht kann ich seit immer. Reden, toll, wurde mir in die
Wiege gelegt. Als man mir noch die Fachbegriffe für das lieferte, was
ich eh den ganzen Tag non stop tat, war das ein Geschenk von der
allwissenden Deutschgöttin an mich.
Nur leider, naja, gab es schon eine Deutschgöttin für mich. Und das
war leider nicht die Professorin vor mir, die zu neunzig Prozent Zeug
wiederholte, das ich bereits wusste. Was zugegeben nicht daran lag,
dass ich auf eigene Faust massenhaft Bücher gewälzt und mich auf
das Seminar vorbereitet hätte. Ich hatte einfach eine hammergute
Deutschlehrerin, die mir jedes Grammatikdetail in den Verstand
geprügelt hat, bis ich dazu in der Lage war, ihre dämlichen
Klassenarbeiten zu bestehen. Faustregel: Macht ein Lehrer sich vorne
lächerlich, merkt man sich den Schritt. Meine Deutschlehrerin hat sich
in den Grammatikstunden oft lächerlich gemacht, ich habe mir das
Zeug gemerkt, die arme, weichherzige Professorin musste das
ausbaden.
Wie bereits angeschnitten, wenn ich etwas weiß, gehe ich davon aus,
dass jeder Vollidiot das weiß. Zumindest hielt das siebzehn-, bald
achtzehnjährige Cel die Sachen so. Es zeigte sich: Nicht jeder hatte
meine Deutschlehrerin, also saßen viele Studierende tatsächlich in
diesem Seminar, um etwas zu lernen und nicht nur, um die Klausur
schreiben und das Modul abschließen zu dürfen.
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